Eva Pauli

*Budapest 1933
Matura und Akademie der Bildenden Kunst Budapest
Lebt und arbeitet in Zürich seit 1957



Mein zentrales Interesse gilt der Arbeit/Zusammenarbeit/
Mitarbeit an Bauten, mit Architektur und Architekten – mit Handwerkern, mit Bauherren und Baukommissionen. Vlies, Glas, Feuer-Email, Wolle, Holz und Stein sind meine Materialien; jedes eine Welt für sich mit eigenen Möglichkeiten und Gesetzen. Mit flüssiger Farbe getränktes Glasfaservlies, vielschichtige dünne Farblasuren mit Ölfarbe an Wänden, durchschimmernde Farbe auf Glas, die Intensität der auf Metall eingebrannten Email-Farbe, satte Tiefe farbiger Schurwolle. Die grossflächige Arbeit vor Ort erlaubt und erfordert eine ganz eigene Kraft und Konzentration, die mich erfüllt. Vielfache Zusammenarbeit mit kompetenten Handwerkern vertieft mein Wissen und bringt neue Erfahrungen. Zwei grössere Installationen in freier Landschaft im Kempttal realisiert und während 16 Jahren zahlreiche Kunstprojekte entwickelt als Kuratorin für das Kulturforum Illnau-Effretikon.



ZUSAMMENARBEIT
MIT ESTHER UND RUDOLF GUYER Arch.ETH/SIA/BSA

Eva Pauli hat uns als Künstlerin seit bald 40 Jahren begleitet und uns immer wieder durch ihre Fähigkeit überrascht, jede gestellte Aufgabe völlig unvoreingenommen und grundsätzlich neu anzupacken. So ist eine lange Reihe verschiedenster Werke entstanden, von grossflächigen Wandmalereien über Wand und Bodenteppiche, Emailarbeiten. Alle ihre Werke sind auf eine bestimmte Situation bezogen, für einen speziellen Ort entwickelt und im entsprechendem Material meist in Eigenleistung, manchmal unter Zuzug handwerklicher Hilfe ausgeführt. Eva Pauli ist trotz der oft monumentaler Grösse und intensiver Farbigkeit ihrer Werke keine Künstlerin der schrillen Töne und der schneller Effekthascherei, sondern des geduldigen Suchens, der ernsthafter Auseinandersetzung und der sorgfältiger Ausführung.



Eva Pauli
"WERK UND HANDWERK"

Blicken wir zurück auf Eva Paulis Werk – die Wand- und Deckenmalereien, die grossflächigen Arbeiten mit Kacheln und Steinplatten, die textilen Objekte, die Emailarbeiten und die Monotypien, befällt uns ein wohltuendes Glücksgefühl. Die Präsenz und Prägnanz ihrer Werke berührt. In der Regel sind sie für eine konkrete Situation geschaffen, sie achten die Architektur, ordnen sich ihr jedoch nicht unter. Der Ort und der Bau sind für die Kunstwerke von Eva Pauli Partner und Gastgeber zugleich. Ihre Werke entspringen einem eigenen Universum von Gedanken und Assoziationen, sie geben der Architektur eine zusätzliche Dimension.

Das Frühwerk überzeugt mit geometrischen Formen, die sich spielerisch und frei im Raum entwickeln. Die Formen strukturieren den Raum, sie setzen Akzente und erzählen eigene Geschichten, andere als diejenigen der Architektur. Die Freiheit der Form führt in späteren Arbeiten wie zum Beispiel dem Stadthaus von Dietikon zu organischen weichen Formen. Die Geometrie löst sich auf, das Werk wird zunehmend malerisch. Dieser Wandel erscheint deshalb selbstverständlich, weil die eigentliche Form nicht das Zentrale der Kunstwerke ist. Entscheidend ist die Geste, die mit der Architektur spielt und diese aufwertet. Gesten sind eine Kommunikationsform. So sind die Kunstwerke von Eva Pauli „Gesten“, die Betrachterinnen und Betrachter in den Raum mitnehmen. Durch die Wand- und Deckenmalereien, die Tapisserien, Emailarbeiten und Mosaike tritt der Besucher oder die Besucherin mit der Architektur in einen unbeschwerten und unverkrampften Kontakt. Sie öffnen den Zugang zum Raum und sind zugleich Blickfang und Versprechen. Viele Werke sind monumental und versetzen uns ins Staunen.

Der Schritt vom Entwurf zum Werk ist ein grosser Schritt – im doppelten Wortsinn. Zum einen überflügeln die Werke oft den menschlichen Massstab, zum anderen sind sie handwerklich und technisch ausgeklügelt und vielfältig. Wie gelingt dieser Schritt wiederholt in hoher Qualität? Eva Paulis Neugier für industrielle Materialien und handwerkliche Techniken ist der Schlüssel zu dieser Frage. Die Künstlerin suchte immer den Kontakt zu Verarbeitern und Handwerkern. Sie gab ihre Ideen in die Hände der Spezialisten und liess Werke ausführen – wie zum Beispiel die Deckenmalerei in der Kirche in Witikon oder sie liess sich von Handwerkern einführen und unterstützen wie beim grossen getufteten Teppich für die Chorwand der gleichen Kirche. Sie stand tagelang in den Fabriken der Handtufter, Emailbrenner und Fahnennäher, sie arbeitete auf dem Gerüst mit den Malern und besprach sich auf dem Bau mit den Plattenlegern. Diese interdisziplinären Zusammenarbeiten erlebt Eva Pauli als Glück und als Bereicherung. Viele Werke sind ohne das Zutun von Spezialisten undenkbar und es zeichnet sie als Gemeinschaftswerke im Sinne des Bauwerks aus. Die Kunst von Eva Pauli hat viele Ebenen, den souveränen Entwurf, das prozessorientierte Weiterentwickeln, die pragmatisch handwerkliche Umsetzung und den Dialog mit der Architektur.

Es erscheint logisch, dass die Zusammenarbeit mit den Architekturbüros eng und vertrauensvoll sein musste und dass sie oft kontinuierlich über Jahre hinweg erfolgte. Kunst am Bau war für die Architektengeneration von Manuel Pauli, Esther und Rudolf Guyer etc. eine Selbstverständlichkeit, der grosszügig Platz eigeräumt wurde. Eva Pauli hat diesen Platz mit kraftvollen Arbeiten eingenommen.

STEFANIE WETTSTEIN
Kunsthistorikerin Leiterin Haus der Farbe